Warum stellt sich die Frage
nach den Bedürfnissen der Kunden
Zunächst ist der Begriff
der „Bedürfnisse“ ein eher psychologisch besetzter Begriff. Und doch ist die
Frage nach den Bedürfnissen und deren Befriedigung zugleich auch die zentrale
Frage, um wirtschaftliches Handeln überhaupt sinnvoll begründen und erklären zu
können. Nur aus den Bedürfnissen, einem Gefühl des Mangels heraus, lassen sich
Antriebe und Motivationen menschlichen Handels erklären. Ohne das
Grundbedürfnis Hunger, wäre die Jagd lediglich als sportliche Übung oder als
Spiel zu erklären, nicht jedoch die Gründe zu erfassen, warum sich die Jäger in
der Urzeit zuweilen lebensbedrohlichen Herausforderungen stellten. Wie wäre die
Entstehung der Viehzucht und des Ackerbaus zu erklären, ohne das Grundbedürfnis
nach sicherer Ernährungsgrundlage. Ohne die treibenden Kräfte der Bedürfnisse
ließen sich die Entstehung des Mehrprodukts und die damit verbundenen
Austauschbeziehungen gar nicht erklären. Hier gewinnt der psychologische
Begriff der Bedürfnisse eine ökonomische Dimension.
Zum Verständnis des
Begriffs „Bedürfnis“
Das Verständnis des
Begriffs ist in der Literatur, in den verschiedenen Disziplinen und im
Alltagsbewusstsein unscharf und zuweilen mehrdeutig.
Der Begriff „Bedürfnis“ beschreibt zumeist ein irrationales Gefühl des
Mangels. Dabei kann es sich gleichermaßen um physisch empfundenen, wie um
psychisch oder geistig empfundenen Mangel handeln.
Zunächst ist es ein
abstraktes Gefühl, unbegrenzt, unterschiedlich, teilweise unbewusst, dumpf und
unscharf empfunden. Die Quellen, woher die Bedürfnisse rühren, sind schwer
bestimmbar. Sie werden als autonom entstehende oder durch Sozialisation
gelernte Antriebskräfte eines Menschen verstanden. Zum einen sind es also die
biologisch bedingten Bedürfnisse zur Aufrechterhaltung der Lebensfähigkeit des
menschlichen Organismus, zum anderen die sozial geprägten aus dem Leben in der
sozialen Gemeinschaft erwachsenen Bedürfnisse. Da es sich um mehr oder weniger
wahrgenommene Gefühle des Mangels handelt, liegt es in der Natur der Sache,
dass sie nur schwer rational eindeutig fassbar sind. Immer stellen sie sich
jedoch als handlungswirksame Antriebsempfindungen dar.
Worin besteht der
Zusammenhang der Begriffe „Bedürfnis“, „Bedarf“, „Nachfrage“ und „Nutzen“
Das Gefühl des Mangels wird
auch eher als ein „vorökonomisches Problem“ bezeichnet. Erst durch die
Konkretisierung, durch den Versuch der Bedürfnisbefriedigung mittels Erlangung
bestimmter Güter materieller, sozialer oder geistiger Natur, wird aus dem
Bedürfnis ein konkreter Bedarf und damit eine ökonomische Kategorie. Mit dem Begriff
des „Bedarfs“ wird eine bestimmte Dringlichkeit und Zielorientiertheit der
Bedürfnisbefriedigung signalisiert.
Der Bedarf ist immer mit
einem konkreten Mangel verbunden. Er orientiert sich an der Eignung eines
Objekts für die Beseitigung des Mangels. Das Bedürfnis Durst kann durch den
Bedarf nach Bier zum Ausdruck kommen. Wenn zum Bedarf noch die entsprechende
Kaufkraft kommt, wird von Nachfrage nach Bier gesprochen. Das Maß ist dabei der Nutzen, den sich der Kunde vom Erwerb des Gutes zur
Bedürfnisbefriedigung verspricht. Der Nutzen könnte im genannten Beispiel also
zunächst im Löschen des Durstes bestehen, darüber hinaus aber auch im
Momentgefühl des guten Geschmacks (sich etwas Gutes zu gönnen) oder eine
Identifizierung mit Idolen (cool zu sein) zum Ausdruck zu bringen.
Das sind insofern keine
rein akademischen Fragen, als im Missverständnis dieser Beziehungen häufig
fatale Fehleinschätzungen des Marktes durch den Gründer vorgenommen werden.
Durchaus existente Bedürfnisse werden schon für eine reale Nachfrage gehalten.
Dagegen sprechen aber mindestens zwei Umstände. Erstens kann der Kunde zwar ein
Bedürfnis haben, aber in der Hierarchie der Befriedigung ist es halt gerade
nicht dran. Zweitens kann zwar ein konkreter Bedarf bestehen, aber die
Kaufkraft ist nicht gegeben. In beiden Fällen hat der Verkäufer oder Anbieter
schlechte Karten für den unmittelbar zu realisierenden Kaufabschluss.
Stellen Sie sich einen
Dienstleister als „Location Manager“ vor, als jemanden, der für Feierstunden,
Empfänge, Wettkämpfe oder Filmaufnahmen geeignete Plätze, Orte oder
Räumlichkeiten, kurz lokale Örtlichkeiten (Locations), auswählt und
vorbereitet. Auf die Frage ob ein solches Angebot für die Hochzeitsfeier oder
die Silberne Hochzeit für sie interessant wäre, würden möglicherweise viele mit
ja antworten. Ob sie jedoch bereit wären für die Empfehlung ein Honorar von
150€ dafür zu zahlen oder 5% der getätigten Umsätze, das ist eine ganz andere
Frage.
Worum es geht ist also
nicht nur Kunden zu finden, die Ihr Angebot interessant empfinden und über
entsprechende Bedürfnisse verfügen, sondern solche Kunden, die über die
notwendige Kaufkraft verfügen und somit von „interessierten“ zu „zahlenden“
Kunden werden.
Bedürfnisse schaffen oder
Bedürfnisse befriedigen
Konstant hält sich als die
„letzte Weisheit“ der Marketingexperten der Grundsatz, dass es besser sei, den
Markt zu kreieren, indem man Bedürfnisse erzeugt, als den Bedürfnissen
hinterher zu rennen. Letztlich bedeutet das, die eigenen Bedürfnisse der
Profitmaximierung über die Befriedigung der Bedürfnisse der Kunden zu stellen.
Historisch keineswegs neu. (Vertiefung: Marx Ökonomisch Philosophische
Manuskripte)
Langfristig erfolgt das
Abstrafen eines solchen Konzepts durch den mündigen Kunden. Im Umkehrschluss
heißt das nicht, dass Bedürfnisse eine unveränderliche Konstante bilden. Natürlich
erleben wir alle immer wieder erneut, wie mit der Befriedigung des einen
Bedürfnisses neue entstehen. Dies ist schließlich ein gewaltiger Motor
gesellschaftlichen Fortschritts. Ebenso treten stabile Grundbedürfnisse in
neuer, modifizierter Form an die „Oberfläche“.
Beispiel dafür ist der
weltweite Erfolg des elektronischen Spielzeugs „Tamagotchi“ aus Japan, wonach
durch elektronische Impulse fürsorgliche Leistungen erbracht wurden und somit
das virtuelle „Lebewesen“ gehegt und gepflegt wurde.
Bedürfnisse kann die Werbeindustrie nicht so einfach kreieren, eine Tatsache die viele Konsumenten durchaus beruhigen wird. Grundbedürfnisse sind ihrer Entstehung nach subtile, in der Sicherung der Lebensfähigkeit des Menschen begründete Gefühle, die sich über Jahrtausende der Menschheitsentwicklung herausgeprägt haben. Ein Blick in die überlieferte Geschichte der letzten zweitausend Jahre zeigt eine gewaltige Konstante menschlicher Grundbedürfnisse, nicht nur was die natürlichen Bedürfnisse betrifft sondern auch die sozialen und geistigen.
Bedürfnisse kann die Werbeindustrie nicht so einfach kreieren, eine Tatsache die viele Konsumenten durchaus beruhigen wird. Grundbedürfnisse sind ihrer Entstehung nach subtile, in der Sicherung der Lebensfähigkeit des Menschen begründete Gefühle, die sich über Jahrtausende der Menschheitsentwicklung herausgeprägt haben. Ein Blick in die überlieferte Geschichte der letzten zweitausend Jahre zeigt eine gewaltige Konstante menschlicher Grundbedürfnisse, nicht nur was die natürlichen Bedürfnisse betrifft sondern auch die sozialen und geistigen.
Was sich ständig ändert,
sind die konkreten Angebote, mit denen die Bedürfnisbefriedigung möglich
ist. Hier eine Nachfrage zu erzielen, ist ein hohes Gebot der Werbeindustrie.
Aber selbst das geht nicht auf den erwünschten Knopfdruck hin. (Vertiefung: Beispiel der Eiswerbung im Kino)
Bedürfnisse aufspüren,
erahnen und erfassen
Zentrale Aufgabe bleibt es
immer die Bedürfnisse des Einzelnen zu erfassen und letztlich konkrete Angebote
für seine Nachfrage zu erstellen. Und genau das ist so verdammt schwer, da
schon die eigenen Gefühle des Mangels nur schwer verbal kommunizierbar sind und
zum großen Teil durch Prozesse im Unterbewusstsein geprägt werden. Um wie viel
schwerer ist es, den Nerv meines Gegenübers zu treffen.
Um in der Vielzahl der uns
leitenden Bedürfnisse eine Orientierung zu finden, entwarf Abraham Maslow die
Pyramide der Bedürfnisse. (Vertiefung: Maslowsche Bedürfnispyramide)
Hiernach sind in der ersten
Ebene die dringendsten Bedürfnisse zur Sicherung des biologischen Status quo,
wie Essen, Schlafen, Trinken, Kleidung, Fortpflanzung. (Vertiefung: exp. Nachweis des Einflusses
persönlicher Bedürfnisse) Die zweite Ebene sind die
Bedürfnisse nach Sicherheit. Die dritte Ebene ist die Suche nach Liebe und
sozialer Bindung und schließlich viertens geht es um spirituelle Fragen und um
die Selbstverwirklichung des Menschen. Häufig liegt eine Überlagerung ganz
verschiedener Grundbedürfnisse vor. Wie häufig auch erfahrene Großkonzerne
Werbemillionen am Bedürfnis vorbei platzieren, zeigen viele Beispiele der
Geschichte des Marketings. (Beispiel: Wegwerf-Windel)
Eine zentrale Aufgabe des
Gründers ist und bleibt die Bestimmung der Bedürfnisse der Zielgruppe. Wenn der
Gründer nicht in der Lage ist, die tiefer liegenden Bedürfnisse seiner Kunden
zu erfassen, läuft er Gefahr, der Nachfrage ständig hinterher zu rennen, bzw.
die Antriebsempfindungen, die dahinter liegen, nicht anzusprechen. Hinter der
Nachfrage nach Bier steht eben der Mangel an Flüssigkeit, Genuss, Ablenkung,
Prestige etc..
Erst an zweiter Stelle geht es um die Erfassung der konkreten Nachfrage und um die Erstellung des entsprechenden Angebots.
Erst an zweiter Stelle geht es um die Erfassung der konkreten Nachfrage und um die Erstellung des entsprechenden Angebots.
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